1- Bilder aus der alten Geschichte.
Thatsächlich hielten die Spartaner jahrhundertelang an den Einrichtungen fest, die Lykurg ihnen gegeben hatte. In einem größeren Staatswesen wäre dies kaum möglich gewesen. Aber bei der geringen Ausdehnung Spartas, der Genügsamkeit seiner Bewohner und dem fast vollständigen Abschluß von Nachbarländern konnten in Sparta die einmal getroffenen Einrichtungen fortbestehen, bis sie sich überlebt hatten.
Athen. Solon. (594 v. Chr.) Nachdem König Kodrus sich für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes geopfert hatte, war in Athen ein König nicht mehr vorhanden. Die Regierung besorgten Archonten, die anfangs auf Lebenszeit, später auf ein Jahr erwählt wurden. Das Volk zerfiel in drei Stände, ungleich an Besitz, Macht und Einfluß. Dadurch entstanden gefährliche Unruhen. Um diesen zu steuern' beauftragte man den Archonten Drakon mit Abfassung von Gesetzen. Aber die von ihm verfaßten Gesetze waren so strenge, daß man sie nicht ausführen konnte. Man fagte, sie seien mit Blut geschrieben. Das Volk wandte deshalb sein Vertrauen @ o I o ii zu, der dies wegen seiner Weisheit, Tugend und Erfahrung wohl verdiente.
Solon ging von dem Grundsätze aus, daß alle Bürger im wesentlichen vor dem Gesetze gleich sein müßten; doch sollten Rechte und Pflichten der Einzelnen nach ihren Leistungen und nach ihrer Würdigkeit bemessen werden. Der Wert des Geldes wurde erhöht und demgemäß der Schuldzins ermäßigt. Diese Anordnung besserte die Lage der Armen sehr erheblich. Außerdem wurden alle Bürger nach ihrem Vermögen in Klassen geteilt. Nur die Bürger der drei ersten Klassen waren zu regelmäßigen Abgaben und zum Kriegsdienst verpflichtet. Die ärmeren waren davon befreit. Die Obrigkeiten wurden ebenfalls aus den drei ersten Klassen, aber von sämtlichen Bürgern gewählt. Die höchste Gewalt ruhte in der allgemeinen Volksversammlung, an der jeder teilnehmen konnte. Sie beschloß über Annahme oder Ablehnung von Gesetzen, Krieg und Frieden, Steuern, Wahl der Beamten und entschied über Verbrechen gegen den Staat. Die Volksversammlung erlitt eine Beschränkung durch den Rat der Vierhundert, der erst zu beraten hatte, was dem Volke vorgelegt werden solle. Der oberste Gerichtshof war der Areopag. Damit die Richter vollkommen unparteiisch richten könnten, hielt dieser Gerichtshof seine Sitzungen nachts, wo weder der Kläger noch der Beklagte zu erkennen war.
Nachdem Solon diese Gesetze gegeben hatte, lie^ er die Athener schwören, daß sie zehn Jahre nichts daran ändern wollten. Daun unternahm er eine Reise ins Ausland. — Trotzdem gelang es dem reichen und schlauen Pisistratus bald, sich mit Hilfe des vierten Standes, dem er größere Rechte versprach, zum Alleinherrscher von Athen auszuwerfen. Auch auf feine Söhne ging die Gewalt über. Doch als sie zu grausam zu herrschen begannen, wurde der eine, Hipparch, ermordet, der anbere, Hippias, flüchtete zu den Persern und reizte sie gegen sein Vaterland auf.
Die Perserkriege. Die Kleinafiaten erhoben sich, um das persische Joch ab-zuschütteln. Da sandten ihnen die Athener und ihre Nachbarn aus Euböa einige Schiffe zur Unterstützung. Dies gab dem König Darius von Persien willkommene Veranlassung, die Griechen anzugreifen. Die Perser unternahmen drei gewaltige Kriegszüge gegen Griechenland. Der erste Zug unter Mardonius (493) erreichte Griechenland nicht, indem das Landheer nach Überschreitung des Hellespont durch die tapferen Angriffe der Thracier zur Rückkehr gezwungen wurde, die Flotte aber am Vorgebirge Athos zerschellte. Aus dem zweiten Zug eroberten Datis und Artn-p Hern es (490) die Stadt Eretria auf der Insel Euböa und landeten darauf in Attika. Heldenkühn zogen 9000 Bürger von Athen, unterstützt von 1000 Plattiern, unter Anführung des Miltiades dem zehnfach überlegenen Feinde entgegen und erkämpften in der Ebene von Marathon beit glänzendsten Sieg (490). Selbst die Spartaner, die erst am Tage nach der Schlacht eintrafen, bewunderten solche Tapferkeit.
Der Kriegszug des Xerxes. Schlacht bei Salamis. Die Schmach bei Marathon reizte Darins zur Rache. Gewaltige Rüstungen geschahen, ba starb er. Aber sein Sohn Xerxes setzte die Rüstungen fort und zog im Frühjahr 480 mit einem ungeheuren Heere über den Hellespont nach Europa, währenb feine zahlreiche Flotte
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Extrahierte Personennamen: Drakon Darius_von_Persien Darius Xerxes Xerxes
Die Griechen. 13
längs der Küste hinsegelte. Mit solchen Massen hoffte er das kleine Griechenland erdrücken zu können. Er schickte Herolde voraus, die Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung begehrten. Voll Furcht gaben viele, was verlangt wurde. Leonidas, der Spartauerkönig, zog mit 300 seiner Mitbürger und unterstützt von einigen anderen griechischen Scharen'nach dem Engpaß von Thermopylä, der aus Thessalien nach Mittelgriechenland führt, um die Perser so lange auszuhalten, bis die Rüstungen der übrigen Griechen vollendet wären. Eine Zeitlang vereitelte die kleine Schar alle Versuche der Hunderttausende des persischen Heeres. Ganze Hausen von Perferleichen häuften sich vor dem Paß an. Zuletzt wollte niemand mehr angreifen, und die entmutigten Scharen mußten mit Peitschenhieben zum Kampse getrieben werden. Da zeigte ein Verräter, Ephialtes, den Feinden einen Bergsteig, und sie kameu den Griechen
in den Rücken. Nun gab es für Leonidas keine Hoffnung auf Sieg mehr. Er ent-
ließ seine Bundesgenossen in die Heimat und behielt nur seine Landsleute und 700 Thes-pier bei sich. Mit Löwenmut stürzten sie sich in die dichten Hausen der Feinde, um ihr Leben so teuer als möglich zu verkaufen. Der Kampf endete erst, nachdem Leonidas
mit feiner ganzen Heldenschar gefallen war.
Während dieses Kampfes bestand mich die griechische Flotte mit der persischen mehrtägige, nichts entscheidende Treffen und zog sich endlich in die Meerenge zwischen der Insel Salamis und Attika zurück. Athen wurde zerstört, uachdem die Bewohner sich auf die Schiffe geflüchtet hatten. Das delphische Orakel hatte nämlich verkündet, daß nur hinter hölzernen Mauern Rettung fei. Als die Griechen das ganze Meer mit feindlichen Schiffen bedeckt sahen, entfiel ihnen der Mut. Durch eine kühne List wußte Themistokles sie aber festzuhalten. Er schickte heimlich einen Boten zu Xerxes und ließ ihm sagen: „In der nächsten Nacht wollen die Griechen aus der Meeresbucht entfliehen. Umringe sie, dann sind sie in deinen Händen!" Xerxes folgte diesem Rate. Nun gab es für die Griechen keinen Ausweg, sie mußten kämpfen und wurden durch einen entscheidenden Sieg belohnt (480). -kerxes, der vom Festlande aus der Schlacht zugesehen hatte, eilte nach Asien zurück, ließ aber seinen Feldherrn Mardonius mit 300 000 auserlesenen Truppen zurück. Schon im folgenden Jahre wurde dieser jedoch von Paufauias und Aristides geschlagen und getötet. Um dieselbe Zeit wurde auch der Rest der persischen Flotte von Xanthippus an der kleinasiatischen Küste vernichtet. Die Perser verloren alle Besitzungen in Europa.
Dieses war die Zeit* der höchsten Blüte sür Griechenland. Namentlich in Athen begann ein reges Leben. Markt und Hasen waren von Fremden erfüllt. Öffentliche Feste wurden gefeiert, Kunst , und Wissenschaft empfingen kräftige Anregung. Die Dichter, Redner, Gelehrten, Geschichtschreiber, sowie die Kunstwerke aus jener Zeit gelten noch heute als Muster. Einer der tüchtigsten
muhten des Parthenon. Menschen, größten
Redner und Staatsmänner war Perifles. Mau verglich seine Rede mit Donner und Blitz, denn er verstand es, die Gemüter seiner Zuhörer zu schrecken und zu bezaubern. Seiner Beredsamkeit ist jene Begeisterung für die Kunst zuzuschreiben, durch welche Athen groß
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an dem sich die Maffageten berauschten und in diesem Zustande
von den Persern überfallen und theils getödtet, theils gefan-
gen wurden. Ein Sohn der Königin Tomyris war unter
den Gefangenen und tödtete sich selbst, Tomyris aber sammelte
ein neues Heer, griff die Perser an, schlug ,sie, und Cyrus fiel
in der Schlacht. Seinen Kopf ließ die Königin in einen mit
Menschenblut gefüllten Schlauch werfen und rief dabei aus:
„Sättige dich nun mit dem Blute, nach dem du immer ge-
dürstet hast!"
§. 19. Auf Cyrus folgte sein Sohn Kambyses
(529—522), der den ägyptischen König Psammetich 525
bei Pelusium besiegte und ganz Aegypten mit leichter
Mühe unterwarf. Mit der ihm eigenen Härte behan-
delte er nicht allein die Besiegten, sondern ließ auch sei-
nen Bruder Smerdes ermorden, weil er glaubte, dieser
strebe nach der persischen Herrschaft. Auf die Nachricht,
daß ein dem Ermordeten sehr ähnlicher Magier die
königliche Würde an sich gerissen habe, wollte er nach
Persien zurückeilen, verwundete sich aber unterwegs, als
er mit gezogenem Schwert zu Pferde stieg, und starb
522 v. Chr. Der falsche Smerdes (Pseudo-Smerdes)
regierte nur 9 Monate lang; er fiel als das Opfer
einer Verschwörung, und Darius Hystaspiö folgte
ihm (521—485). Er verbesserte die innere Einrichtung
des Staates, den er in 20 Statthalterschaften (Satra-
pieen) eintheilte, dehnte die Grenzen des Reiches noch
weiter aus und befestigte die Eroberungen des Cyrus,
indem er einen Ausstand der Babylonier und der Grie-
chen in Kleinasien dämpfte. Diese, von den europäischen
Griechen (namentlich von Athen und Eretria) unter-
stützt, waren unter dem Statthalter von Milet, Arista-
goras, (500) abgefallen und hatten Sardes verbrannt,
wurden aber von der Uebermacht der Perser bald wie-
der unterworfen (494). Darius beschloß, die europäi-
schen Griechen für die den Kleinasiaten geleistete Hülfe
zu züchtigen; das Unternehmen mißlang aber. Deßhalb
rüstete sein Sohn ierres I. (485—467) aufs Neue
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Psammetich Darius_Hystaspiö Darius Cyrus Darius
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gegen Griechenland. Sein Landheer bestand aus bei-
nahe 2 Millionen Streitern, seine Flotte aus 1200
Kriegs- und 3000 Lastschiffen, aber dennoch scheiterte
auch seine Unternehmung (I. §. 28 u. §. 29). Während
der Negierung des Artarerres l. Longrmanus (467 bis
425) dauerten die Streitigkeiten mit Griechenland fort.
Das eigentliche P e r s i e n lag nordöstlich vom persischen
Meerbusen; nach den Eroberungen der Könige Cvrus, Kam-
byses und Dariuö Hystaspis erstreckte es sich aber vom mittel-
ländischen Meere bis zum Indus und vom schwarzen und
kaspischen Meere bis zum indischen Ocean und umfaßte außer-
dem Aegypten und eine kurze Zeit auch Thracien und Make-
donien.^ Die Residenzen der persischen Könige waren Perse-
polis, Susa, Ekbatana, Babylon.
In Wissenschaft und Kunst leisteten die Perser, obgleich sie
sich die schönsten und reichsten Länder der alten Welt unter-
worfen hatten, nur sehr wenig. Ihre Religion war die der
Meder.
§. 20. Auf Artarerres I. folgten kurz nach einander
die Könige ierres Ii. (424) und Sogdmnus (424).
Von 423—404 v. Chr. regierte Darius Ii. Nothus.
Unter ihm fielen dieaegypter vom persischen Reiche ab.
Sein Nachfolger Artarerres Ii. Mnemon (404-362)
wurde gleich nach seiner Thronbesteigung in einen Krieg
mit seinem jüngeren Bruder Cyrus verwickelt, der von
griechischen Hitlfsvölkern unterstützt, aber bei Kunara in
der Nähe von Babylon 401 besiegt und getödtet wurde,
worauf 10000 Griechen unter Xenophon ihren schwieri-
gen, aber glücklichen Rückzug (über 400 deutsche Meilen
in 8 Monaten) ausführten. Siegreich bekämpften ihn
Anfangs die kleinasiatischen Griechen mit Hülfe der Spar-
taner unter ihrem Könige Agesilaus, nach der Zurück-
berufung des letzteren (I. §. 32) und nach der Nieder-
lage der spartanischen Flotte bei Cnidus in Kleinasien
(394) wurden sie aber wieder unterworfen. Das große
persische Reich ging jedoch seit seinen meistens so un-
glücklichen Kriegen mit Griechenland seinem Verfalle
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Extrahierte Personennamen: Dariuö_Hystaspis Darius_Ii Darius Cyrus Kunara
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auch keine Ansprüche auf irgend ein Staatsamt; falle
nahmen aber an der Volksversammlung Theil, welche
die Entscheidung über die wichtigsten Staatsangelegen-
heiten (Gesetzgebung, Beamtenwahl, Krieg und Frieden re.)
hatte. Den Archonten gab die solonische Verfassung
einen Rath von 400 Mitgliedern bei, und die Aufsicht
über die Religion, die Sitten und die Jugenderziehung
übertrug sie dem Areopag, einem obersten Gerichtshöfe,
der aus den abgegangenen tadellosen Archonten bestand
und die schwersten Verbrechen abzuurtheilen berufen, aber
auch in allen allgemeinen Staatsangelegenheiten von
entscheidendem Einflüsse war. Zwar gelang ein Versuch
des Pisistratus, die Alleinherrschaft in Athen zu errin-
gen, als aber nach seinem Tode (528 v. Chr.) seine
Söhne Hippias und Hipparch an seine Stelle getreten
waren, wurde dieser 514 ermordet, und Hippias, der
sich nun durch größere Strenge zu befestigen suchte, mit
Hülfe der Spartaner vertrieben (510). Er entfloh zu
den Persern.
Bei einem Angriffe der Dorier auf Athen hatte das Orakel
verkündet, diejenigen würden Sieger sein, deren König von
dem Feinde erschlagen würde. Allen Doriern war deßhalb un-
tersagt, den athenischen König Codrus zu todten; dieser opferte
sich aber für sein Vaterland, indem er in geringer Kleidung
nach dem feindlichen Lager ging, hier mit einigen Kriegsleuten
Streit anfing und von denselben getödtet wurde. Die Sage
fügt hinzu, die Athener hätten nach dem Tode eines solchen
Königes keinen für würdig gehalten, sein Nachfolger zu werden.
Drako's Gesetze waren so hart, daß man später zu sagen
pflegte, sie seien'mit Blut geschrieben. Selbst geringere Ver-
gehen waren mit dem Tode bedroht.
§. 28. Die Hülfe, welche Athen und Eretria den
Griechen in Kleinasien bei ihrer Empörung gegen die
persische Herrschaft geleistet hatten (I. §. 19), reizte den
König Darius Hystaspis zur Rache. Er beschloß, ganz
Griechenland zu unterwerfen, und übertrug seinem
Schwiegersöhne Mardonius den Oberbefehl über eine
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Extrahierte Personennamen: König_Codrus Darius_Hystaspis Darius Schwiegersöhne_Mardonius
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große Flotte und viele Landungstruppen (492 v. Chr.).
Das Heer wurde von den Thraciern fast ganz aufge-
rieben und die Flotte durch einen Sturm am Vorge-
birge Athos vernichtet; Mardonius kehrte unverrichteter
Sache zurück. Ein neues Heer schiffte sich 490 unter
den Satrapen Datis und Artaphernes ein. Hippias
führte sie. Eretria wurde erobert, und das feindliche
Heer wandte sich gegen Athen. Die Athener, nur von
Platää mit 1000 Streitern unterstützt, zogen gegen die
weit überlegenen Perser zu Felde und lieferten ihnen
unter Miltiades 490 aus einer Ebene bei dem Flecken
Marathon eine Schlacht, in welcher Hippias fiel, und
die mit der Flucht der Perser endigte.
Bei der Annäherung der Perser unter Datis und Arta-
phernes sandten die Athener nach Sparta um Hülse. Die
Spartaner hatten auch ihren Beistand versprochen, ließen aber
ihr Heer erst 5 Tage später ausrücken, da ein altes Gesetz
ihnen untersagte, vor dem Vollmond zu einem Kriege aus-
zuziehen.
Die Feldherren (Strategen) der Athener, welche im Ober-
befehle täglich abwechselten und unter welchen sich auch Mil-
tiades und Aristides befanden, waren in ihrer Ansicht nicht
einig. Mehrere wollten nur einen Vertheidigungskrieg führen,
Miltiades aber bestand daraus, eine Schlacht zu wagen,
und als der Tag erschienen war, an welchem der Oberbefehl
auf ihn überging, führte er das Heer zum Siege. Nach dem
Rückzüge der Perser wollte er ihre Besatzungen auch aus den
Inseln des ägäischen Meeres vertreiben und viese Inseln den
Athenern unterwerfen; da er aber nach einer vergeblichen
Belagerung von Paros krank zurückkehrte, wurde er der Ver-
rätherei angeklagt und zu einer großen Geldstrafe verurtheilt.
Er starb bald darauf, die Strafe aber wurde von seinem
Sohne Cimon entrichtet. Nach seinem Tode leiteten besonders
Themistokles und Aristides die Angelegenheiten Athen's, bis
jener 486 v. Chr. die Verbannung des Aristides durchsetzte
und einige Zeit lang allein durch Rath und That für die Er-
höhung der Blüthe und des Ansehens seiner Vaterstadt wirkte.
Besonders suchte er die Seemacht Athen's zu heben, deren
Nutzen sich bald bei der Fortsetzung der Perserkriege zeigte.
3
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f
— 34
8. 29. Nach dem Tode des Danus (485 v. Chr.)
rüstete sein Sohn Xerres ein mächtiges Heer und drang
über die zwei Schiffbrücken, die er über den Hellespont
hatte schlagen lassen, in das nördliche Griechenland ein,
das sich ihm nicht zu widersetzen wagte. Erst an der
Grenze Mittelgriechenland's, an dem Engpaß von Ther-
mopylä zwischen dem steilen Abhange des Oetagebirges
und dem Meere, erwarteten ihn einige Tausend Griechen
unter dem spartanischen Könige Leonidas und hielten
ihn durch ihren muthvollen Widerstand mehrere Tage
lang auf (480). Der Verrath des Thessaliers Ephial-
tes, der den Feinden einen wenig bekannten Fußweg
über das Gebirg zeigte, machte jeden längeren Wider-
stand nutzlos; Leonidas entließ die übrigen Bundesge-
nossen, mit seinen 300 Spartanern und 700 Thespiern
fiel er in rühmlichem Kampfe, von der Menge der Feinde
endlich überwältigt. Die Perser drangen nun plündernd
und verwüstend durch Phocis und Böotien nach Attika
vor und verbrannten das von seinen Bewohnern ver-
lassene Athen, während ihre Flotte nach einer unent-
schiedenen Schlacht bei dem Vorgebirge Artemisium die
griechische Flotte in der Meerenge von Salamis auf-
suchte. Am 23. Sept. 480 v. Chr. kam es hier zum
Kampf, und die Niederlage der Perser war so entschie-
den, daß Lerres eilig seinen Rückzug nach Asien antrat,
in Thessalien den Mardonius mit 300000 Mann zurück-
lassend. Als dieser im folgenden Jahre wieder in Grie-
chenland einfiel, zog ihm ein Heer von 110000 Mann
unter dem spartanischen Könige Pausanias und dem
Athener Aristides entgegen. Bei Platää wurde er am
25. Sept. 479 vollständig besiegt, und da an demselben
Tage auch die persische Flotte am Vorgebirge Mykale
in Kleinasien unterlag, wagten es die Perser seitdem
nicht mehr, Griechenland anzugreifen.
Die Tapferkeit der Spartaner bei Thermopplä war ein
Gegenstand gerechter Bewunderung. Xcrreö ließ sie auffordern,
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sich zu ergeben und ihre Waffen abzuliefern. „Komm und
hole sie," war die Antwort des Leonidas. — Im griechischen
Lager wurde erzählt, die Sonne würde durch die zahllosen
Pfeile des Feindes verdunkelt werden. „Desto besser," sagte
ein Spartaner, „dann werden wir im Schatten fechten."
Auch die Seeschlacht bei Salamis gehörte zu den berühm-
testen Thaten der Griechen. Themistokles bewog nur mit
Mühe den spartanischen Oberfeldherrn Eurybiades, den Kamps
anzunehmen. Nach dem glücklichen Ausgange der Schlacht
stieg deßhalb das Ansehen des Themistokles noch höher. Er
rieth seinen Mitbürgern zu einer Befestigung Athen's durch
starke Mauern und setzte sie, ungeachtet des Widerspruches der
Spartaner, durch; auch der Hafen Piräeus wurde aus seinen
Vorschlag angelegt und durch Mauern mit der Stadt verbun-
den. Da aber die wandelbare Gunst des Volkes sich dem zur
Zeit der Gefahr zurückgekehrten Aristides wieder zuwandte,
¡g wurde Themistokles, dessen Ruhm ihm viele Feinde bereitet
Chatte, 471 v. Chr. verbannt und mußte endlich zu den Persern
fliehen. Hier wurde er freundlich ausgenommen, weil der
König hoffte, er werde ihm die Unterwerfung Griechenland's
doch noch vollführen helfen. Allein der Tod des Themistokles
vereitelte diese Entwürfe.
8. 30. Die verbündete Flotte setzte unker dem Be-
fehle des Pausanias und Aristides den Krieg fort,
um die Perser auch aus Thracien, aus den griechischen
Inseln und Kolonieen zu vertreiben. Der Uebermuth
des Pausanias beleidigte aber die Bundesgenossen, so
daß der Oberbefehl zur See von Sparta auf Athen
überging. Die Spartaner zogen sich deßhalb ganz von
dem Kriege zurück, und Cimon, der Sohn des Mil-
tiades, schlug hierauf die Perser am Flusse Eurymedon
an der Südküste von Kleinasien (469 v. Chr.). Doch
auch er entrann dem Schicksale seiner Vorgänger nicht.
Als er bei einem Aufstande der Heloten (dritter messe-
nischer Krieg 465--455) den Spartanern zu Hülfe ge-
zogen war, der Erfolg aber den Erwartungen nicht ent-
sprochen hatte, wurde er 461 aus Per Stadt verbannt,
wo inzwischen Perikles sich der Leitung des Staats be-
mächtigt hatte. Nach seiner Zurückberufung wurde ihm
3*
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fett geführt und nahm einen für Athen sehr ungünstigen
Verlauf. Die 430 daselbst ausgebrochene verheerende
Seuche, die 429 auch den Perikles wegraffte, die Nieder-
lage bei Amphipolis (422), die durch Aleibiades 415
angeregte, aber 413 gänzlich mißglückte Unternehmung
gegen die Verbündeten Sparta's auf der Insel Sieilien,
endlich der Sieg Lysander's in der Schlacht bei Aegos-
potamos (405) brachten die Athener in solche Bedräng-
niß, daß sie sich 404 ergeben, ihre Mauern schleifen,
ihre Schiffe bis auf 12 ausliefern mußten. Die Spar-
taner übertrugen die Verwaltung Athen's den 30 Ty-
rannen, welche mit großer Härte regierten. Zwar wur-
den sie schon 403 von Thrasybulus verjagt, aber die
Macht Athen's war für immer gebrochen, und die Sit-
tenlvsigkeit nahm überhand.
Der mit vielen glänzenden Vorzügen des Geistes und Kör-
pers begabte Aleibiades war unter der Vormundschaft des
Perikles aufgewachsen und hatte den Unterricht und Umgang
des Sokrates genossen. Unter solchen Umständen wäre er
gewiß einer der größten Männer des Alterthums geworden,
wenn ihn nicht sein unruhiges Streben nach Ehre und Aus-
zeichnung, sem kecker Uebermuth und sein unermeßlicher Reich-
thum irre geleitet hätten. Der 421 zwischen Athen und Sparta
geschlossene Friede mißfiel seinem unruhigen Geiste, und er
reizte daher die Athener zu einem Kriege gegen Sieilien, be-
sonders gegen das mächtige Syrakus (415). Seinem Feld-
herrntalent und seiner Tapferkeit würde vielleicht dieses schwere
Unternehmen gelungen sein, aber seine Gegner benutzten die
in der Nacht vor der Abfahrt der Flotte geschehene Beschädi-
gung vieler Götterbilder (Hermen), um den Verdacht dieser
That auf Aleibiades und seine Freunde zu wälzen, und, kaum
in Sieilien gelandet, wurde er nach Athen zur Verantwortung
vorgeladen. Er zog es vor, zu entfliehen, wurde abwesend
von seinen Mitbürgern zum Tode verurtheilt, in Sparta aber
freundlich aufgenommen und durch seinen klugen Rath den
Feinden seines Vaterlandes sehr nützlich. Dennoch mißtrauten
sie ihm, und er begab sich daher, seiner Sicherheit wegen, zu
dem persischen Statthalter Tissaphernes in Kleinasien. Von
hier aus knüpfte er mit dem athenischen Heer Unterhandlun-
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— 88 —
gen an, die auch seine Zurückberufung nach dem hart bedräng-
ten Athen zur Folge hatten (4m). Das Glück war ihm
günstig: als er bei Cyzicus auf die feindliche Flotte traf, ver-
nichtete er dieselbe (410); weil aber in seiner Abwesenheit die
athenische Flotte 407 von den Spartanern bei Ephesus ge-
schlagen wurde, entzogen ihm die Athener, ohne ihn zu hören,
den Oberbefehl, und er ging auf seine Güter nach Thraeien
und von da nach Phrygien in Kleinasien. Auch dahin ver-
folgte ihn der Haß der Spartaner. Sein Haus wurde von
einer bewaffneten Schaar umringt und bei Nacht in Brand
gesteckt. Mit dem Schwert in der Hand stürzte er heraus,
und niemand wagte es, ihm entgegen zu treten, aus der Ferne
aber schossen die "Mörder mit Pfeilen nach ihm, und er sank
tödtlich verwundet nieder.
Zu den Wenigen, welche von der in Athen herrschenden
Sittcnlost'gkeit unberührt blieben, geborte der weise Sokrates.
Sein Vater war der Bildhauer Sophroniscus. Auch Sokra-
tes widmete sich diesem Berufe, erwarb sich aber zugleich ge-
diegene Kenntnisse in den Wissenschaften, focht im pcloponne-
ft'schen Kriege tapfer für sein Vaterland und suchte durch Lehre
und Beispiel erhebend und bessernd auf die Gemüther der
athenischen Jugend einzuwirken. Mit der Macht der Wahrheit
trat er den Lügen und Spitzfindigkeiten der falschen Weisen
entgegen, die unter dein Namen Sophisten bekannt find, und
die"ihr Wissen dazu benutzten, ihre Eitelkeit und ihre Habsucht
zu befriedigen und aus der Unwissenheit der Menge Vortheil
zu ziehen. "Natürlich mißfiel ihnen das Streben des Sokrates,
und nachdem ft'e ihn durch boshafte Verleumdungen bei seinen
leichtgläubigen Mitbürgern verdächtigt hatten, traten einige
mit der Anklage hervor, er verachte die Götter und verderbe
die Jugend. Aus diese Anklage hin wurde er zum Tode ver-
urtheilt. Seine Ruhe und Standhaftigkeit verließ ihn auch
im Gefängnisse nicht, und seine Unterredungen mit seinen
Schülern, die ihn täglich daselbst aufsuchten, waren auch hier
nur ihrer Veredlung gewidmet. Sie suchten den theuren
Mann zu retten, aber er verschmähte es, zu entssiehen, weil,
den Gesetzen des Vaterlandes zu gehorchen, die Pflicht eines
redlichen Bürgers sei. Mit der Heiterkeit des Weisen, dem
ein gutes Gewissen den Tod erleichtert, trank er den ihm
dargereichten Giftbecher (um 400 v. Chr.).
§. 32. Die Spartaner besaßen nun wieder den un-
bestrittenen Vorrang in Griechenland. Ihre Unterstützung
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